Die richtigen Weichen gestellt

Bürgerstiftung Weingarten hilft Schülerin und Schüler beim Übergang in weiterführende Schule

Mit einem Beitrag von 4500 € beteiligt sich die Bürgerstiftung an der Förderung einer Schülerin und eines Schülers aus Weingarten, um ihnen den Weg zu einem höheren Schulabschluss zu ermöglichen.

Auch in Weingarten gibt es Schulkinder, die von ihrem schulischen Potential und ihrer Lernmotivation her die Voraussetzungen für eine höhere Schullaufbahn mitbringen, jedoch aus unterschiedlichen Gründen zu Hause kaum oder wenig Unterstützung haben, um diesen Weg auch bis zum Abitur zu schaffen. Für eine Schülerin und einen Schüler aus Weingarten ermöglicht die Bürgerstiftung Weingarten eine individuelle Förderung, die ihnen den Einstieg in die weiterführende Schule erleichtern und sie auf ihrem weiteren Weg stärken und ermutigen soll.

Die Förderung geschieht im Rahmen des Projekts „WEICHENSTELLUNG für Viertklässler“ der ZEIT Stiftung in Zusammenarbeit mit der Pädagogischen Hochschule Weingarten. Unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Dr. Bernd Reinhoffer konzipiert und von der Karl-Schlecht-Stiftung finanziert, konnte das Projekt 2014 erstmals in Baden-Württemberg umgesetzt werden. Mittlerweile organisiert Florian Ewald als akademischer Mitarbeiter diese und weitere 15 Maßnahmen im Rahmen dieses Projekts im Kreis Ravensburg. Nele Bettinga, eine Studentin an der PH für das Lehramt an Grundschulen, ist die Mentorin der beiden Schulkinder.

Ihre Mentees, wie sie in der Fachsprache genannt werden, sind von ihren Klassenlehrern für diese Förderung im Einvernehmen mit ihren Eltern vorgeschlagen worden. Nele Bettinga beschreibt sie als wissbegierig, aber zurückhaltend. Beide haben Migrationshintergrund. In beiden Fällen ist der Erwerb von Deutsch als Schriftsprache ein wesentliches Element der Förderung. Wie Florian Ewald mit Beispielen ausführt, ist Migrationshintergrund jedoch keineswegs der einzige Umstand, warum manche Schulkinder einer solchen Förderung bedürfen, um ihr Potential auch zu entwickeln.

Die Förderung beginnt in der vierten Grundschulklasse. Frau Bettinga begleitet ihre Schützlinge für drei Stunden im Unterricht. Einmal in der Woche gibt sie ihnen je eine Stunde zur Einzelförderung. Dabei spricht sie mit ihnen individuelle Förderziele ab. Darüber hinaus begleitet sie ihre Mentees bei einem außerschulischen Kulturprogramm, das von der Pädagogischen Hochschule gemeinsam mit dem regionalen Bildungsbüro des Landkreises Ravensburg zusammengestellt wird.

Das alles geschieht in Supervision mit dem Projektkoordinator und in enger Zusammenarbeit mit den Lehrern der Schulkinder und den Eltern. Wichtig ist Nele Bettinga auch der monatliche Austausch mit andern Mentoren und Mentorinnen. Sie alle sind in einem Kompaktseminar für ihre Aufgabe vorbereitet worden.

Nach dem Übergang in die weiterführende Schule ist die Förderung für zwei weitere Jahre vorgesehen, wobei die Hospitation im Unterricht reduziert wird. Florian Ewald erklärt dazu, dass die Förderung nicht ausschließlich auf die gymnasiale Laufbahn ausgerichtet ist. Auch eine Gemeinschaftsschule kommt als weiterführende Schule in Betracht. Entscheidend ist die individuelle Entwicklung des geförderten Schulkinds.

Für die Bürgerstiftung Weingarten steht dieses Projekt in einer Reihe mit ihrer bisherigen Förderstrategie, die auf die Verbesserung der Lebenssituation der Einwohner unserer Stadt gerichtet ist. In den für die drei Jahre und beide Schüler veranschlagten Kosten sind insbesondere die Entgelte für die studentische Mentorin, die Personalkosten für die Projektkoordination, die Kosten für das Kulturprogramm sowie Material- und Fahrtkosten für die Mentorin enthalten. An diesem Aufwand beteiligt sich die Bürgerstiftung mit 4.500 €.

Die Verantwortlichen des Projekts Weichenstellung bemühen sich um seine Verstetigung ihres Ansatzes für mehr Chancengerechtigkeit im Bildungswesen. Ihre Erfahrungen mit dem zeitlich begrenzt angelegten Projekt zeigen, dass auch in Zukunft einzelne Schülerinnen und Schüler einer individuellen, das schulische Lernprogramm ergänzenden Förderung bedürfen, um ihr Potenzial zu entfalten und ihre Lebenschancen zu verbessern.

 

Text: Peter Didszun