Seit dem 1. März können Besucher der Bücherei Weingarten nicht nur Bücher und andere Medien entleihen, sondern auch Samen von 25 Arten an Gemüsen, Kräutern und Blumen. Finanziert wird dieses Projekt mit einem Umfang von 1750 € von der Bürgerstiftung Weingarten. Ein Bericht der Schwäbischen Zeitung dazu findet sich in unserer Presseschau.
Die Eröffnung der Saatgutbibliothek stieß auf außergewöhnlich großes Interesse in der Bürgerschaft. Von 80 Anmeldungen konnten aus Platzgründen nur 50 berücksichtigt werden. Den Eröffnungsvortrag hielt Patrick Kaiser, Inhaber der Saatgutinitiative „Tatgut“, die in Laimnau beheimatet ist. Mit ihm und seiner Initiative arbeitet die Bücherei in dieser Sache zusammen. Der Titel seines Vortrags „Vielfalt säen – Zukunft ernten“ deutet das Anliegen von Bibliothek und Saatgutinitiative an: sie wollen dem Verlust der Artenvielfalt infolge der weltweiten Konzentration der Landwirtschaft auf wenige Arten von Nutzpflanzen entgegenwirken. In Deutschland etwa, so Patrick Kaiser, sind etwa 75% der dokumentierten Gemüsearten nicht mehr auffindbar.
Gegen eine geringe Schutzgebühr – eine Sammeltüte für 6 € oder eine Einzeltüte für 1,50 € – können Bürger Samen mit nach Hause nehmen und sie im Garten oder in einem Topf aussäen. Dabei sollen vor allem vergessene Nutzpflanzen wieder in Umlauf kommen. Die Pflanzen lassen sich, Kaiser zufolge, innerhalb eines Jahres vermehren. Das neu gezüchtete Saatgut bringt der Hobbygärtner dann an die Bibliothek zurück.
Die Idee der Saatgutbibliothek stammt aus den USA, erläutert Büchereileiterin Petra Hasenfratz, ursprünglich als Gegeninitiative zur Entwicklung genmanipulierten Saatguts. Inzwischen gibt es auch in Deutschland ca. 150 solcher Bibliotheken. Schon als Institution seien Bibliotheken der Idee der Nachhaltigkeit verpflichtet. Durch Aufbewahrung und Verleih von Medien aller Art sorgten sie nämlich für den Erhalt des Gedankenguts der Menschheit. Bibliothek hätten einen Bildungsauftrag, dem die Stadtbücherei hier durch Literatur über die Bedeutung der Biodiversität und die Techniken der Saatgutentwicklung nachkommen wolle. Weitere Vorträge und Exkursionen zu diesem Thema sind in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule geplant.
Anke Martin und Katja Binder vom Vorstand der Bürgerstiftung zeigten sich angetan von der informativen und doch lockeren und kurzweiligen Eröffnungsveranstaltung. Der Erhalt der natürlichen Umwelt wie auch die Förderung der Bildung seien beides wichtige Ziele der Fördertätigkeit der Stiftung zum Wohle der Bürger. In dieser Einschätzung fühlten sie sich durch das lebhafte Interesse an der Veranstaltung bestätigt, zeige es doch die große Resonanz dieses Projekts in der Bevölkerung.